Wer in Dallgow-Döberitz heute über den Marktplatz schlendert, spürt ihn sofort – diesen besonderen Zusammenhalt, der seit Monaten die Dorfgemeinschaft prägt. Auslöser war ein Angriff auf das bunteste Symbol des Ortes: die Regenbogenflagge.
Der nächtliche Anschlag, der alles veränderte

In der Nacht zum 15. Juni 2025 wird die Pride-Flagge vor dem Rathaus in Brand gesetzt – zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren. Nur verkohlte Stofffetzen bleiben zurück, doch das Entsetzen ist größer als der materielle Schaden.
Noch am selben Morgen schwören sich Nachbarn, Vereine und Kirchengemeinde: „Jetzt erst recht!“ – eine Botschaft, die weit über die Dorfgrenzen hinausgrollen soll. Lass uns sehen, wer diesem Ruf folgen wird …
Empörung online, Solidarität offline

Während sich auf Facebook wüste Kommentare über Sinn und Unsinn der Flagge überschlagen, organisieren Jugendliche spontan ein Mahnwachen-Lichtermeer vor dem Rathaus. Binnen Stunden sagen mehr als 300 Einwohner ihr Kommen zu; Bäcker, Feuerwehr und Sportverein stiften Getränke und Kuchen.
Der Streit im Netz kippt plötzlich – wer zuvor pöbelte, steht nun in der Minderheit. Und genau hier bahnt sich bereits die nächste, viel größere Entscheidung an …
Politischer Schulterschluss im Gemeinderat

Am 27. Februar 2025 beschließt die Gemeindevertretung mit überwältigender Mehrheit: Die Regenbogenflagge soll jedes Jahr vom 1. bis 30. Juni wehen. Selbst der Bürgermeister, zuvor zögerlich, stimmt zu und nennt das Votum „ein Bekenntnis zum offenen Dorf, das wir sein wollen“.
Nur die AfD votiert dagegen – doch ihre Nein-Stimmen verhallen im Jubel des Publikums. Jetzt, da die Flagge offiziell dazugehört, stellt sich eine neue Frage: Wie reagiert das Dorf, wenn wieder etwas passiert? Weiter geht’s mit der Antwort …
Die Sommertage der Bewährung

Am 22. Juni versammeln sich Hunderte zur Kundgebung „Dallgow bleibt bunt“. Familien bringen Picknickdecken mit, Chöre singen „Imagine“ und die freiwillige Feuerwehr spannt einen übergroßen Regenbogen-Wasserschleier. Einen Tag später wird eine neue Flagge gehisst – größer, robuster, hoch über jedem erreichbaren Ast.
Die Polizei bleibt präsent, doch es bleibt friedlich. Statt weiterer Schikane wächst ein neues Selbstbewusstsein: „Wir sind mehr – und wir bleiben laut“, heißt es nun überall. Doch hat der Sommer seinen Zauber bis in den Herbst hinübergerettet? Schauen wir auf heute …
10. September 2025: Das Banner weht – und das Dorf plant weiter

Drei Monate nach der letzten Attacke flattert die Regenbogenflagge unversehrt im Spätsommerwind. Kinder verteilen Sticker mit Mini-Regenbögen, die Dorfkapelle probt bereits ein Pride-Medley fürs Erntedankfest. Die Initiative „Dallgow Pride“ sammelt Spenden, um 2026 eine dauerhafte Lichtinstallation in Regenbogenfarben vor dem Rathaus zu installieren.
Die Botschaft ist klar: Was als Zeichen gegen Schikane begann, hat die Dorfgemeinschaft enger zusammengeschweißt als jedes Vereinsfest zuvor. Und wer heute Richtung Fahnenmast blickt, weiß – das letzte Kapitel dieser Geschichte ist noch lange nicht geschrieben. Wir machen weiter, bunt und beharrlich.